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Kapselfibrose

Aktualisiert: 10. März

Was ist die Kapsel und was ist eine Kapselfibrose? Wie häufig kommt sie vor und was haben Implantat-Texturierungen damit zu tun.


Bei der Kapselfibrose (KF) - englisch capsular contracture - handelt es sich um die Ausbildung einer harten bindegewebsartigen, ggf. schmerzhaften Kapsel.

In der Literatur wird von einer Häufigkeit von 17 % gesprochen.


Grundsätzlich entsteht um jeden Fremdkörper eine Kapsel aus Narbengewebe und es ist ein natürlicher Immun-Prozess. Dies geschieht, weil das Immunsystem um den Fremdkörper, also das Implantat, eine Schutzhülle bildet. Er will den Körper vor dem Eindringling schützen und versucht, ihn abzubauen und zu zerstören. In den "meisten" Fällen bereitet dies keine lokalen Probleme, da die Kapsel elastisch bleibt. Kommt es allerdings zu einer Verhärtung der Kapsel, wird von der Kapselfibrose gesprochen.

Da die Kapselfibrose recht oft vorkommt, wird diese in Aufklärungsgesprächen von Plastischen Chirurgen meist frei heraus als Risiko genannt. Dennoch ist vielen Frauen nicht klar, zu welch großen Problemen und Schmerzen diese führen kann.



Ursachen:

Durch welche Prozesse genau eine Kapselfibrose ausgelöst wird, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Allerdings gibt es mehrere Risikofaktoren, die mit dem Entstehen einer Kapselfibrose in Zusammenhang gebracht werden.


Zwischen dem Implantat und der Kapsel kann es zur Besiedelung mit dem Hautkeim (Staphylococcuss epid.)

kommen, der bei der Implantation trotz steriler Vorkehrungen eingebracht werden kann und den sog. Biofilm bildet. Die Besiedelung mit dem Staphylococcus wird u.a. als Auslöser für die KF gesehen, aber auch Implantattyp, genetische Neigung oder z.B. Hämatome, die bei der Implantation entstehen können.


Neueren Studien zufolge spielt auch die Oberflächenstruktur der Implantate eine wesentliche Rolle. Sollte Ihr Implantat reißen oder durch Silicone bleeding stärker Silikon in die Hülle austreten, begünstigt auch das eine Kapselfibrose. (Bitte lesen Sie hierzu unseren Blog zum Thema "Silicone Bleeding")


Auch eine Autoimmunstörung des Bindegewebes kann in seltenen Fällen eine Fremdkörperreaktion auslösen.


Ein weiterer Risikofaktor sind Blutergüsse in der Wundhöhle, aus denen sich Narbengewebe bilden kann. Zur Vermeidung größerer Blutergüsse werden nach der OP in der Regel Drainagen gelegt.


Besonders hoch ist das Kapselfibrose-Risiko bei Brustkrebspatientinnen, die sich einer Bestrahlung unterzogen haben. Aus diesem Grund gilt hier die Verwendung von Eigengewebe als bevorzugte Methode für eine Brustrekonstruktion.


Auch bei Frauen mit Folge-Operationen (Implantattausch) erhöht sich offenbar das Risiko einer Kapselfibrose.


Inwieweit auch die Entwicklung des Krebses BIA-ALCL im Zusammenhang mit der Kapselfibrose steht, kann derzeit nicht gesagt werden.


Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht, falls Sie das für Ihre Schmerzen etwas tröstet:

Je dicker die Kapseln, um so weniger der Silikonpartikel können durch die Kapseln in den Körper diffundieren. Die operative Entfernung einer verhärteten Kapsel stellt sich einfacher dar, als die Entfernung einer dünnen zarten Kapsel.




Schweregrade nach Baker:

Die Kapselfibrose wird in mehrere Schweregrade unterteilt, die sogenannten Baker-Stufen. Anhand dieser Klassifizierung kann der behandelnde Arzt einschätzen, wie stark die Kapselfibrose bereits fortgeschritten ist.


1 = Normalzustand

2 = minimale Kapselfibrose

3 = starke Kapselfibrose mit beginnender Kapselkontraktur (Therapie erforderlich)

4 = ausgeprägte Kapselfibrose (operativer Eingriff erforderlich)


Ab Baker Grad 3 beteiligt sich die Krankenkasse in der Regel an den Kosten für die Explantation.



Baker 1:

Diese Stufe bezeichnet den Normalzustand nach einer Brustvergrößerung. Die Brust weist keine sicht- oder tastbaren Anzeichen einer Kapselfibrose auf, ist jedoch beim Abtasten leicht verhärtet. Diese Stufe ist in der Regel schmerzfrei.


Baker 2:

Bei dieser Stufe liegt eine minimale Kapselfibrose vor. Die Veränderung ist als Verhärtung oder Verfestigung tastbar. Die Brust spannt und kann leichte Schmerzen verursachen.


Baker 3:

Hier liegt bereits eine starke Kapselfibrose mit beginnender Kapselkontraktur vor. Das bedeutet, dass sich das Implantat bereits sichtbar zusammenzieht. Die Verhärtung ist deutlich tastbar. In diesem Stadium können bereits relativ starke Schmerzen auftreten. Dies ist allerdings nicht bei allen Patientinnen der Fall. Bei einer Kapselfibrose der Stufe 3, die schmerzhaft die Brust verformt und verhärtet, sollte bereits chirurgisch eingegriffen werden. Die Gefahr einer Implantat-Ruptur steigt.


Baker 4:

Bei dieser Stufe liegt eine ausgeprägte Kapselfibrose vor. Die Symptome entsprechen denen der Stufe 3, jedoch leidet die Patientin zusätzlich unter andauernden Schmerzen. Die Brust schmerzt in der Regel bereits bei leichter Berührung. Die Kapsel ist stark verhärtet und zusammengezogen, es liegt eine ausgeprägte Deformierung von Brust und Implantaten vor. Schreitet eine Kapselfibrose der Stufe 4 weiter fort, besteht durch den hohen Kapseldruck definitiv die Gefahr einer Implantatruptur. In diesem Stadium ist ein operativer Eingriff in der Regel zwingend erforderlich. Das Brustimplantat sollte u.E. immer mitsamt der Kapsel, also en bloc bzw. totaler Kapsulektomie entfernt werden.


Dr. Eduardo Fleury sagt allerdings das die Baker-Einteilung in Anbetracht der Umstände inadäquat ist.


Therapie:

Implantat Entfernung en bloc

Früher (und leider gibt es das vereinzelt noch immer) wurde von Ärzten die KF in einigen Fällen durch manuelle Krafteinwirkung von außen gebrochen (Kapselsprengung), ein Vorgang von dem wir dringend abraten!


*Anmerkung unseres Teams: wir halten in allen Fällen die Entfernung des sämtlichen Kapselgewebes für notwendig, um die besten Heilungschancen zu erzielen. Selbstverständlich gibt es medizinische Gegebenheiten, wie z.B. bei Patientinnen, die Implantate nach einer Mastektomie tragen und bei denen die Kapsel manchmal direkt unter der Haut liegt, weil kein eigenes Brustgewebe mehr vorhanden ist. Hier könnte es bei totaler Kapselentfernung zu nekrotischer Reaktion, also zum Absterben des Hautmantels kommen. Selbstverständlich muss dies immer von einem erfahrenen Operateur eingeschätzt und beurteilt werden.



Nützliches:


© Birgit Schäfers


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