Wie häufig wird eine Brustoperation mit Implantaten eigentlich durchgeführt & wie häufig entstehen gesundheitliche Folgen?
Implantate, das machen doch nur Frauen in der Erotikbranche oder Frauen, die große Brüste haben wollen! Nein! Tatsächlich ist es so, dass eine Implantation sehr viel Geld kostet (zwischen 6.000€-15.000€), dies hat zur Folge, dass viele Frauen oder Transgender so stark leiden, dass sie extra Kredite aufnehmen. Frauen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten, Gehaltsklassen und mit unterschiedlichen Beweggründen entscheiden sich für Brustimplantate. Nicht zuletzt darf man all die Frauen nicht vergessen, die zum Brustaufbau, nach Mastektomie (Brustamputation) Implantate eingesetzt bekommen!
Egal, aus welchem Grund Frauen diese Entscheidung gefällt haben, niemand sollte an einem medizinisch zugelassenen Produkt aufgrund unzureichender Aufklärung erkranken!
Die meisten Frauen, die sich operieren lassen, sind Mütter, gefolgt von Frauen mit Ausgangslage Körbchengröße AA & A, dann Frauen die nach Brustkrebs Implantate zum Wiederaufbau empfohlen bekommen und zuletzt, Frauen, die Asymmetrien ausgleichen möchten. Erst dann folgen die Frauen, die sich ein gefüllteres Dekolleté wünschen, nicht zuletzt, weil es Medien gerne propagieren. Die meistgefragte Größe ist ein C Körbchen, gefolgt vom D Körbchen. Größen, die darüber hinaus gehen, sind in Deutschland kaum vertreten und wenn, dann nicht als 1. OP, sondern dadurch, dass Frauen in Folgeoperationen immer größere Implantate wünschen.
Die Sucht nach Optimierung ist nicht zu unterschätzen und die Selbstwahrnehmung von Frauen ist ohnehin oft gestört. Viele Frauen in unserer Gruppe habe nach der Explantation nicht mehr nachvollziehen können, was sie an der Optik von Silikonimplantaten schön fanden. Was nicht ganz ungewöhnlich ist, schaut man sich das Alter an. Der Großteil der Frauen um die 40 hat ein ganz anderes Selbstbild von sich als noch mit 20/25, die Priorität der Optik verändert sich. Was auch besonders häufig positiv genannt wird von den Frauen und Partnern, ist das Zurückerlangen des warmen, weichen Gefühls der natürlichen Brust.
Die Plastische Chirurgie ist grundsätzlich noch sehr jung, ca. 100 Jahre. Deshalb liegt Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz 9 - gemessen an der Häufigkeit von Brustoperationen. Länder wie die USA sind sowohl in der Diagnostik als auch hinsichtlich der Zulassungsvoraussetzungen bereits weiter. Immer mehr Plastische Chirurgen dort implantieren nicht mehr, sondern spezialisieren sich auf die En-bloc-Entnahme bzw. die totale Kapsulektomie.
Weltweit lassen sich laut ISAPS (International Society of Aesthetic Plastic Surgery) 1,5 Millionen Frauen die Brust vergrößern. Hunderttausende erkranken durch Brustimplantate, die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein! Da diese schwer zu beziffern ist. werden Zahlen zwischen 2 und 25 % genannt.
Der Trend in den USA geht inzwischen zurück, Frauen wollen natürlicher sein, Body - Positivity ist das Stichwort und gesunde Lebensweisen rücken immer stärker in den Vordergrund.
Die neuesten Statistiken zeigen, dass die Zahl der Implantationen im Vergleich zum Jahr 2019 in den USA um 33% zurückgegangen ist. In Deutschland ist der Trend zur Brustvergrößerung ansteigend. Statistisch stellt die Vergrößerung des weiblichen Busens die häufigste Schönheitsoperation in Deutschland dar. Viele Frauen sprechen nicht darüber. Es könnte also auch Ihre Frau, Ihre Schwester, Ihre Tochter.... sein. Und letztlich kann jede Frau die Diagnose Brustkrebs treffen!!!
Erst nach der Brustvergrößerung als Nummer 1 aller Schönheits-OPs, wurden 2011 deutschlandweit
ca. 33.000 Fettabsaugungen,
ca. 25.000 Lidkorrekturen,
14.000 Nasenoperationen und
ca. 13.00 Bruststraffungen,
durchgeführt.
Als interessantes Beispiel wurden im Vergleich zu 37.000 Brustvergrößerungen im Jahr 2011 in Deutschland, nur ca. 12.000 Verkleinerungsoperationen der weiblichen Brust durchgeführt.
2008 hat das Magazin „Neon“ eine Umfrage bei 1.000 Frauen durchgeführt und nachgefragt, was genau sie gerne an ihrem Körper verändern lassen würden.
Hierbei würden 42% der befragten Frauen gerne einen größeren Busen haben wollen.
Bei Befragung von Frauen war für 63% bei einer Schönheitsoperation am Busen die Erfahrung des Brustchirurgen definitiv das wichtigste Kriterium.
Für 16% der Frauen war die Art des Brustimplantates am wichtigsten.
Für 12% der Befragten waren die Kosten und der Preis einer Brustvergrößerung am wichtigsten.
Für nur 8% der Frauen war der Bekanntheitsgrad der Klinik wichtig.
Kein einziges Mal wurden Risiken genannt.
Bildrechte der Timeline: medidate.de
Statistik zu BIA-ALCL:
Weltweit sind die Diagnose-Zahlen zu BIA-ALCL noch gering, wobei diese Krebserkrankung, die durch texturierte Implantate ausgelöst wird, völlig unterdiagnostiziert ist, da nicht ausreichend getestet wird und auch nicht ausreichend Erfahrungen darüber vorhanden sind. Hier hinkt Deutschland weit hinterher. Weltweit wurden allein im Jahr 2020 (durch mehr Diagnostik und Augenmerk auf diesen Krebs) 700 neue Fälle gemeldet. Weit mehr als in allen Jahren zuvor - publiziert wurde hierzu erstmals 2008!
In Deutschland tragen nur 2 % aller Implantatträgerinnen glattwandige Implantate, d.h.
98 % tragen texturierte Implantate und damit das Risiko, an BIA-ALCL zu erkranken.
In Europa beträgt der Anteil an texturierten Implantaten 90 %. Allergan liegt bei den diagnostizierten Fällen mit Abstand vorn, insbesondere Biocell-Implantate (sie machen nach neuesten Angaben im 3. Internationalen Kongress in 10/2021 einen Anteil von 91 % der diagnostizierten Fälle aus). Auch Polyurethan-beschichtete Implantate (z.B. Polytech) sind häufiger betroffen. Aber, um kein falsches Bild zu vermitteln: Alle Hersteller sind betroffen!
Im Jahr 2013 wurde das anatomisch geformte Implantat Natrelle 410 zugelassen. Durch diese Zulassung hat sich das Einsetzen von texturierten Implantaten von 2013 bis 2016 verfünffacht. Die Diagnose BIA-ALCL wird meist 8-10 Jahren nach Implantation gestellt, und diese Annahme wurde durch eine Studie aus April 2021 im Prinzip bestätigt, in den nächsten 4-5 Jahren könnten die Diagnosezahlen eines BIA-ALCL demnach drastisch ansteigen!
Nach grober Hochrechnung tragen 4 Mill. Europäerinnen und 2 Mio. Amerikanerinnen dieses erhöhte Risiko und es werden voraussichtlich 12.000 Frauen in Europa und 6.000 Frauen in den USA in den nächsten Jahren an diesem Krebs erkranken. Es bleibt damit - gemessen an den weltweit eingesetzten Implantaten - eine seltene Erkrankung, aber das Risikoverhältnis, das bislang angegeben wird, wird sich voraussichtlich drastisch verändern.
In einigen Ländern sind texturierte Implantate bereits verboten, in Deutschland leider nicht. Bedenken Sie, dass die Krankheit aktuell nur deshalb selten vorkommt, weil sie unterdiagnostiziert ist. Die Empfehlung der FDA ist noch immer, Implantate nicht vorsorglich entfernen zu lassen, auch nicht bei Allergan-Trägerinnen. Unsere Sichtweise ist hier anders.
Weitere Informationen zum Thema BIA-ALCL finden Sie im entsprechenden Blog.
Nützliches:
BIA-ALCL : Breast-implant-associated-anaplastic-large-cell-lymphoma
© Véronique Schreiter
Comments